2018 feierte Concertino Detmold 40-jähriges Jubiläum
Als ein Bewohner einer Detmolder Senioreneinrichtung während eines Konzertes, vielleicht in einer Generalpause, meinte: „Jetzt ist aber genug!“, ließ uns das schmunzeln. … Es gibt eine große Tradition mit Vorspielen in Altenheimen, es war uns durchaus gelungen, diesen Bewohner ganz persönlich zu erreichen, mit Zwischenbemerkungen unterschiedlicher Art müssen wir da rechnen.
Vortragsfolge für das Konzert zum Pensionärs-Treff in Berlebeck …, durch das Programm führt Sie … . So wurde schon 1978 formuliert, der Detmolder Musizierkreis, wie wir damals hießen, spielte einige solcher Konzerte, ließ sie zu einer Tradition werden. Das sind unsere Anfänge, anlassbezogen ein schönes Konzert-Programm erarbeiten und dann zur eigenen Freude und Freude anderer vorzutragen. Respektlos formuliert zwar, aber gut beobachtet, könnte man meinen: Der Kreis schließt sich! Bei unseren heutigen Proben handelt es sich eben auch um einen Pensionärs-Treff, … ganz falscher Eindruck !
Es gibt sie unter uns, die schon damals dabei waren, als erste Ideen geboren wurden, als der Musizierkreis gegründet wurde, nachdem Anfänge innerhalb der Volkshochschule starteten. Sie erlebten und gestalteten die Zeiten mit, in denen sich ein kleines Orchester konstituierte, das mit der Zeit wuchs. Vermutlich liegt hier der entscheidende Grund für unser Jubiläum. „Einige Kursusteilnehmer waren sich einig, dass, wenn die Teilnehmer der Kurse auseinander gehen, ein neuer Anfang sehr schwer, wenn nicht unmöglich sein würde und engagierten bei Eigen-Finanzierung einen Übungsleiter.“ Die Entscheidung für eine Selbständigkeit nach dem Anschub durch die Volkshochschule darf wohl als Meilenstein bezeichnet werden, die Stadt Detmold stellte und stellt geeignete Räumlichkeiten zum Proben zur Verfügung.
Diese Gründungsmitglieder gestalteten eine Hoch-Zeit mit, als Bläser dazu kamen, die damit Programme über reine Streicher-Literatur hinaus ermöglichten. Man etablierte sich, konnte ein 25-jähriges Jubiläum feiern. Andere MusikliebhaberInnen kamen dazu (über 30 Musizierende!), engagierten sich für den Kreis, aus der Tradition heraus entwickelte sich Gegenwart und Zukunft. Und allezeit war tragende Grundlage: Freude haben an der Musik und Freude machen mit Musik!
Jede Menge Veränderungen ergaben sich bis heute: 15 Dirigenten, überwiegend aus dem Kreis der Studenten an der Musikhochschule Detmold, viel und schöne Literatur, die wir erarbeiten und vorspielen konnten. Anfangs waren es nur Stücke für Streicher, und das Orchester beschränkte sich auf Barockmusik.
Seit über 10 Jahren heißen wir Concertino Detmold, sind „Kulturträger der Stadt Detmold“, ein als gemeinnützig anerkannter, nicht eingetragener Verein. Förderrichtlinien machen uns frei von wirtschaftlichen Interessen und Leistungsdruck, wir haben nicht das Problem, angemessene Rechnungen stellen zu sollen.
Die Adressaten unserer Auftritte sind geblieben. Wir spielen in Altenheimen hier im Kreis Lippe, wir gestalten Gottesdienste mit, freuen uns, wenn wir zu konkreten Anlässen zu Konzerten eingeladen werden. Über das anfängliche, traditionelle Auftreten beim Pensionärs-Treffen wurden soziale Aspekte entdeckt und in den Vordergrund gerückt. Seit Beginn gibt es regelmäßig Konzerte in Altenheimen, Auftritte im Blindenheim, bei einem Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt und bei anlassbezogenen Einladungen.
Zum Konkurrenzdenken gab und gibt es eine eindeutige Meinung: „… sind … bewusst, dass in einer Stadt wie Detmold mit einem künstlerisch hochstehenden Niveau sich darstellenden Musikleben die ‚Trauben sehr hoch hängen‘ und ein Konkurrenzstreben für uns ausgeschlossen ist“. (aus einer Chronik 2002). Es gibt ja auch anderes leckeres Obst! Wir müssen uns nicht verrenken, nicht überdehnen oder -strecken. Es scheint so, als ob es einfach so passt, was wir so gerne machen, eben die „goldene Mitte“ darstellt.
Allerdings ist schon auch deutliches Engagement erforderlich, um uns am Leben zu erhalten, durch Tiefs hindurch zu gehen, Ideen zu entwickeln, wie es weitergehen kann, (auch) wenn traditionelle Werbung nur bedingt greift. Wir freuen uns sehr über Zuwachs, besonders willkommen sind uns jüngere Mitspieler / Musiker.
Obwohl relativ knapp besetzt sind wir durch Umbesetzungen aber immer wieder spielfähig. Im hochkarätigen musikalischen Umfeld Detmold „trumpfen“ wir mit Bescheidenheit in der Einschätzung unserer Möglich- und Fähigkeiten, kompetenten Dirigenten und mit einem klaren, zielgerichteten Angebot, das gerne angenommen wird.
Probleme? Ja auch!: mit Terminfindungen, mit Nachwuchsrekrutierung, unsere zeitlichen Investitionen für das Proben sind sehr unterschiedlich, vielfältig und unterschiedlich die Wünsche an zu spielende Literatur. Der Mitgliedsbeitrag (für Dirigenten, Raummiete und Noten usw.) verlangt nach einer bewussten Entscheidung für das Mitmachen, Schüler, Auszubildende, Studenten und Menschen mit geringem Einkommen sind allerdings beitragsfrei. Urlaubsplanung ist jetzt vielen von uns auch außerhalb der großen Reisesaison möglich. So können wir zu bestimmten Zeiten selten vollständig proben.
Musikalisch erleben wir immer wieder mancherlei Gratwanderung. Tempovorgaben bringen uns gelegentlich schon an die Grenze, wenn wir Solisten haben, bestimmen die das Tempo. Gefühle von Überforderung stellen sich ein und wir berufen uns gerne auf unsere Möglichkeiten als Laien, Amateure, eben als Liebhaber. Stimmen werden deshalb auch umbesetzt und „entschärft“. Wichtig ist es, immer den größtmöglichen Konsens für Freude haben und machen in den Vordergrund zu stellen.
Aktuell interessieren uns im Zusammenhang mit unseren Festterminen Möglichkeiten des Kooperierens, wir bemühen uns sehr um Beteiligungsmöglichkeiten und ein Einbeziehen der Bewohner in Altenheimen. Vielleicht liegt hier sogar eine Stärke, langjährige Erfahrung hilft uns dabei. Als wir eine 13-jährige Jungstudentin als Solo-Violinistin begleiten durften, als wir beim Haydn-Trompetenkonzert die besondere Akustik des Hauses in den Vordergrund stellten, gab das ein sehr positives „Echo“. Solche Möglichkeiten als besondere Höhepunkte herauszustellen, thematische Programme zusammen zu stellen, Mitmach-Möglichkeiten wie Mitsingen, auch im Kanon, auszudenken und zu probieren, konkret differenzierte Ideen zu entwickeln, stellen ein lohnendes Aufgabenfeld dar.
Jetzt im Jubiläumsjahr planen wir zwei Konzerte in Altenheimen, wir wollen mit einem Chor kooperieren, neben eigenen Stücken den Chor begleiten. Dazu wird ein Jubiläumskonzert am 04. November stattfinden, in der Evangelischen Trinitatis-Kirche in Schötmar mit Casadesus: Bratschenkonzert, etc. Den Abschluss soll dann das Musizieren im Gottesdienst am 11. November in der Martin-Luther-Kirche in Detmold darstellen.
Wir hoffen, ein gutes Jubiläumsjahr gestalten und erleben zu dürfen, das den Blick richtet auf ein goldenes Jubiläum in 10 Jahren. Wir wollen uns auch weiterhin gerne für die „Vergoldung“ von „Freude haben und Freude machen“ engagieren und „in Szene setzen“.